Erwartet die Tempelritter

Überraschung: Eine Leseprobe aus meinem neuen Roman. Der mystische Roman entführt euch in das Mittelalter, in die Zeit, als Tempelritter den christlichen Glauben im Heiligen Land verteidigten. Während des Studiums alter Dokumente stößt die Wissenschaftlerin Emily Harper auf ein altes Tagebuch und damit beginnt für sie und Ihren Freund und Kollegen Michael Turner eine spannende Reise und der Kampf gegen dunkle Mächte

Jetztzeit Herbst 2023

Die Fensterscheiben erbebten sanft unter dem Klopfen der Regentropfen, nicht in wilder Hast, sondern in sanftem Rhythmus. Das Gebäude  der Universitätsbibliothek von Oxford, dessen Ursprünge bis ins Gründungsjahr 1096 zurückreichten, befand sich in einer stillen Ecke des Campus, von Professoren, Studenten und den Strömen der Zeit beinahe vergessen. Lediglich eine Handvoll von Lernenden und noch weniger der Gelehrten besuchten dieses Relikt aus den Anfängen der Institution auch im Jahr 2023 mit regelmäßigem Interesse. Eine der wenigen, die dieser fast verschmähten  Stätte dennoch regelmäßig ihre Aufwartung machte, war Professorin Emily Harper.

Zwischen den staubbelegten Regalen und im Halbdunkel der verborgenen literarischen Schätze fand Professor Dr. Emily Harper ihre Erfüllung und die Energie, um vergessenes wieder aus dem Dunkel der Zeit zu heben. Sie folgte dabei den uralten, längst verloren geglaubten Spuren, die das Altertum hinterlassen hatte. Als Historikerin war sie stets auf der Suche nach verborgenen Urkunden, Dokumenten und Schätzen vergangener Epochen.

Viele, die sie kannten, konnten kaum glauben, dass diese attraktive, energische junge Gelehrte sich für eine derart archaische Wissenschaft entflammt hatte. Doch gerade das, nebst ihrer Begeisterung für das Segeln, war das Einzige, was das Herz von Emily Harper wirklich entfachte. Dr. Harper war eine bemerkenswerte Frau in ihren frühen Dreißigern. Dunkles, lockiges Haar fiel ungezähmt über ihre Schultern, und ihre blauen Augen funkelten mit einer Mischung aus Klugheit, Lebensfreude und unbeirrbarer Entschlossenheit. Die zierliche Gestalt der Wissenschaftlerin verbarg eine erstaunliche Kraft, sowohl körperlich als auch geistig mental.

Regelmäßiges Segeln  auf den Nordatlantik hatte Dr. Harpers Körper gestellt. Bereits in jungen Jahren hatte sie sich einen Namen als eine der wenigen weiblichen Einhandseglerinnen im Vereinigten Königreich gemacht. Ihr Sehniger, durchtrainierter wie andererseits auch sehr weiblicher Körper strahlte eine sonnenverwöhnte Bräune aus. Unter der bronzenen Tönung ihres Gesichts verbargen sich aber auch die Zeichen unzähliger Stunden der Forschung und Entdeckung. Es war ein Antlitz, das die Passion für Erkenntnis und Wissenschaft in sich trug. Trotz ihres geistigen Flairs ruhten die Blicke der Männer gerne und wohlgefällig auf ihrer grazilen Gestalt und sie ließen sich einfangen von der Strahlkraft ihrer blauen Augen.

In ihrem Herzen loderte die Neugier eines ambitionierten Forschers, und ihre Entschlossenheit, verborgene Wahrheiten ans Licht zu bringen, trieb sie unaufhaltsam zu neuen Forschungen. Das regelmäßige Klopfen des Regens gegen die alten Bleiglasfenster hallte durch den Raum, begleitet von einem sanften Säuseln der vergangenen Jahrhunderte. Emily Harper war in akademischen Kreisen und unter ihren Vorgesetzten bekannt für ihre außergewöhnliche Gabe, die Vergangenheit mit einer Lebendigkeit zu füllen, die aus den verblichenen Seiten alter Bücher auferstand. Ihre Entdeckungen hatten oft die Grundfesten der Historik erschüttert, und ihr Ruf erstreckte sich weit über die Grenzen Großbritanniens hinaus.

An jenem regnerischen Nachmittag, als sie allein in der Oxford-Bibliothek zwischen den vergilbten Schätzen der Antike forschte, ahnte sie noch nicht, dass dieser Tag das Schicksal ihres Lebens lenken würde. Dass sie auf etwas stoßen würde, das ihre bisherigen Erfolge bei Weitem übertrumpfen sollte. Inmitten des kalten Novembernachmittags, während die letzten Strahlen der Sonne tapfer gegen das Gewicht der Regenwolken kämpften, saß Emily, wie so oft, allein in der von der Zeit vergessenen Bibliothek und vertiefte sich in uralte Schriften. Tief gebeugt saß sie über den alten Pergamenten, sie konnte nicht fassen was sie dort las. Bis ins letzte konzentriert studierte Sie immer wieder die Lateinischen Schriftzeichen, als sich die Tür der Bibliothek öffnete und Lord Malachi,  der Primat der historischen Fakultät der Universität eintrat. “Nun Mrs Happa gibt es neue Entdeckungen aus dem Altertum?“ Überrascht und aus ihren Gedanken gerissen schaute Doktor Harper auf, lächelte dann jedoch freundlich als sie den älteren Geschichtsprofessor erkannte. „ Ja wirklich,“ sagte sie lächelnd, „da könnte in meinen neuesten Forschungen eine Entdeckung drin stecken.“ Neugierig hob Lord Malachi seine linke Augenbraue, „ erzählen Sie“.  „nein nein,“ sagte Doktor Emily Harper, „das ist noch zu früh, im Moment möchte ich über diese meine Entdeckung noch nichts verlauten lassen.“ „ Nun  gut Doktor Harper, ganz wie Sie wünschen. Dann werde ich sie wieder ihren einsamen Studien überlassen,“ damit verließ er die Bibliothek.

Emily lächelte als der ältere Mann den Raum verließ und  wand sich wieder ihren Forschungen zu, In den vergangenen Monaten hatte ihr Interesse vor allem dem 11. bis 14. Jahrhundert gegolten. Zahlreiche historische Schriftstücke dieser Epoche breiteten sich vor ihr aus, und sie durchforstete sie behutsam. Doch dann war ihr Blick auf einen vergilbten, namenlosen Folianten gefallen, der unter einem Stapel gleichfalls verblasster Manuskripte dieser Ära verborgen war und  sie spürte eine ungewöhnliche Aufregung in sich aufwallen. Es war, als halte sie etwas Einzigartiges in ihren Händen. Ihr Herz pochte schneller, als sie das Buch behutsam aus seinem staubigen Versteck

 

Oktober ano 1327

Die Staubwolke, fluffig wie das Gespinst eines Wattebausches, wälzte sich näherkommend den Hügel aus weißem Kalkstein hinab. Sie schob sich auf die Konturei auf einem gegenüberliegenden Hügel zu, auf deren Aussichtsturm des Schlosses La Cavalerie der Wachhabende sie schon aus der Entfernung erspähte. Das schwarz-weiße Banner seiner Mitbrüder flatterte im Rhythmus der dahinrasenden Pferde und näherte sich. Nach und nach verwandelte sich die undurchdringliche Staubwolke in stattliche, mit Eisen gerüstete Rösser und auf ihnen sitzende Reiter in flatternden weißen Mänteln mit dem roten Tatzenkreuz auf Schulter, Brust und Rücken, über ihren silbernen, glänzenden Rüstungen. Haar und Bärte der Ritter waren kurz geschoren, wie es die Tradition verlangte. Stolz war die Haltung der Templer, mit ihren offen zur Schau getragenen Waffen: Schwert, Schild und Messergürtel unterstrichen den Eindruck von eiserner Disziplin und kämpferischer Entschlossenheit.

Unten an der Kreuzung blieben ein paar Buben des nahgelegenen, 300 Einwohner zählenden Dorfes Belleforét stehen. Sie schauten mit vor Begeisterung glänzenden Augen auf die vorbeiziehende Kavalkade. Mit aufgerissenen Mäulern standen sie da, doch kaum war die Reiterschar an ihnen vorbei, da begannen die Burschen grölend, laut und krakeelend vor Begeisterung hinter ihnen her zu schreien.

Gerald von Hohnstein, der Anführer der Reitertruppe, ein deutschstämmiger Ritter, drückte seinen Rücken noch etwas weiter durch, als allgemein üblich. Nicht wegen der Haltung, sondern wegen der gewaltigen Rückenschmerzen, die ihn schon seit dem Mittag plagten. Einzig der Gedanke, dass er den harten Sattel in Kürze gegen ein weiches, flauschiges Bett eintauschen konnte, verschaffte ihm in diesem Moment einiges an Linderung. Mit seinen Kameraden war er noch vor Anbruch des Morgens aufgebrochen, um eine streng geheime Botschaft in die Ordensburg de La Cavalerie zu überbringen. Eigentlich hatten sie schon gegen Mittag zurück sein wollen, doch ihr Reiseweg hatte sich unvorhersehbar verzögert. Der Oberbefehlshaber von Schloss La Capelle-Balaguier hatte die Brüder dazu aufgefordert, alle fünf in der Umgebung liegenden Kontorein aufzusuchen und versiegelte Dokumente zu überbringen. Die Auslieferung dieser Urkunden, so hatte er betont, duldete keinen Aufschub.

A1

Ein helles Auflachen, das aus der Richtung des vorbeifließenden Baches zu kommen schien, ließ Gernot aufhorchen. Drei Wäscherinnen, schwatzend und kichernd, sammelten die weißen Leinentücher ein, die sie am Morgen zum Bleichen an der Au ausgelegt hatten. Die blonden, ungebändigten Haare der jungen Mädchen flatterten im aufkommenden Wind um die Wette mit ihren dünnen, bunten Kleidchen, während die Ritter an ihnen vorbeigaloppierten. Jede von ihnen war bemüht, zumindest die Aufmerksamkeit eines der jungen Männer in den prächtigen Ritterrüstungen auf sich zu ziehen.

Entgegen der gebotenen Disziplin ließ sich Gerald zu einem Schmunzeln hinreißen, als er die Absicht der jungen Frauen erkannte. Der neben ihm reitende Ritter, der die Fahne hoch in die Luft hielt, grinste breit und ließ dabei für einen Augenblick seine schneeweißen Zähne erkennen. Einer der nachfolgenden Ritter ließ einen anerkennenden Pfiff erklingen, den die jungen Frauen mit einem hinreißenden Lächeln belohnten.

„Er hat mich angeschaut!“, rief eines der Mädchen und drückte vor Begeisterung die Hände vor ihre üppige, von dem dünnen Kleidchen mit dem weiten Ausschnitt nur unvollständig bedeckte Brust. Die andere rief, „Mein Gott, was für herrliche himmelblaue Augen der Anführer der Truppe doch hat – und dazu noch diese langen Wimpern“, und die dritte erwiderte, „Der mit den braunen Haaren wäre mir lieber.“ Die drei lachten laut, wobei sie sich in die Knie gehend auf die Schenkel klopften, und neben dem Lachen der jungen Frauen erklang auch ein kehliges, laut grölendes Lachen aus den Kehlen der nachfolgenden Kameraden der Reitergruppe.

Gerald schloss für einen Moment die Augen, vielleicht weil ihn die tief stehende Sonne blendete, vielleicht aber auch, um sein Gewissen zu reinigen. Als er sie wieder öffnete, blies der Wachhabende vom Turm herunter einmal kurz, einmal lang in sein in der Sonne glitzerndes Horn, um die Ankommenden willkommen zu heißen. Für den Wachhabenden Amthor war dies ein Zeichen, die schweren Eichenpforten sofort zu öffnen. Immer noch im Galopp tauchte der Trupp in den kühlen Vorhof der Ordensburg ein.

Die Hufeisen der schweren Schlachtrösser donnerten über die Pflastersteine des Burghofs, bevor das Geräusch verstummte, als die Ritter ihre Rösser vor den Stallungen zum Stehen brachten. „Absitzen!“, befahl Gerald lautstark, und schon schwangen sich die überwiegend großen und breitschultrigen Männer annähernd synchron aus ihren Sätteln.

"Die Wahrheit ist selten rein und nie einfach." Oscar Wilde

Emily Davis

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